Chronik der Hammer-Ranch
Am 5. Februar 1966 wurde die Hammer-Ranch in der Gaststätte „Koselstübchen“ in der Koselstraße in Frankfurt am Main von sieben an der Geschichte Amerikas, der Cowboys und Indianer sowie der Pionierzeit interessierten Freunden (Fritz Diedrich, Dieter „Apache“ Job, Wolfgang „Hank“ Jorek, Walter „Logan“ Kollmer, Wilhelm „Mangas“ Mannebach, Manfred „Esel“ Windisch und Yogi) ins Leben gerufen. Diese Sieben werden symbolisch auf der Ranch-Fahne dargestellt, in Form von sieben weißen Sternen auf blauem Grund.
Namenspate und Inspiration für die Unternehmung war die Geschichte der Frankfurter Familie Hammer, welche gegen Mitte des 19. Jahrhunderts in das Gebiet des heutigen Arizona auswanderte, um dort ihr Glück zu finden.
Angelehnt an Aufzeichnungen einer dortigen Handelsmission wurden am 7. April 1966 die zu entstehenden Gebäude der Ranch geplant und gebaut. Die Beschaffung eines hierfür geeigneten Geländes war erforderlich. Am 21. April 1966 wurde ein Grundstück gepachtet, nahe des „Sausees“, zwischen den beiden Vororten Riederwald und Seckbach. Mit dem Ranchbau begann nun das eigentliche Zusammenleben innerhalb einer dem Geiste der Gründer entsprechenden Gemeinschaft. Als erstes Gebäude wurde ein kleines Ranchhaus im Herbst 1966 fertiggestellt. Gleichgesinnte wurden in den Kreis der Gemeinschaft aufgenommen. An das unscheinbare Ranchhaus wurde ein kleiner Küchenanbau angesetzt. Im Sommer 1967 entstanden der „Apache-Saloon“ und eine offene Schmiede.
Das erste „Trail-Over“ wurde am 4. Juli 1967 abgehalten. Von nun an konnte auch im Kreise der bereits etablierten Western-Clubs der Name der „Hammer-Ranch“ nicht mehr übergangen werden.
Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte wurde das „Trail-Over“ 1968. Es gestaltete sich als das größte Clubtreffen im Western-Hobby, das jemals in Deutschland stattgefunden hatte. Dem Ruf der „Hammer-Ranch“ waren annähernd zweihundert Personen gefolgt. Für dieses „Trail-Over“ 1968 wurde eigens ein Notsaloon errichtet, der in der Vereinschronik mehr berüchtigte als berühmte „Cattle-Men-Saloon“. Dieser wurde dann abgebaut und an gleicher Stelle entstand ein neuer Saloon, in dem sich von nun an zum größten Teil das Vereinsleben abspielte. Im selben Jahr wurde der kleine Stall und eine Scheune fertiggestellt.
Aus bürgerlich-rechtlicher Sicht war die Eintragung unserer Interessengemeinschaft in das Vereinsregister beim Amtsgericht Frankfurt am Main von großer Bedeutung. Ab 1. Januar 1969 war die „Hammer-Ranch“ ein eingetragener Verein in Frankfurt am Main.
Im Mai 1971 wurde für die „Hammer“-Frauen in einer Männergemeinschaftsarbeit eine neue Küche erbaut. Ebenfalls 1971 erhielt die „Hammer-Ranch“ ein einmaliges Wahrzeichen: ein eisernes Windrad von nicht unbeträchtlichem Ausmaß.
Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte wurde die Ausrichtung des 22. „lndian-Councils“ an Pfingsten 1972 in Zusammenarbeit mit den beiden ebenfalls in Frankfurt ansässigen Western-Clubs „Wyoming“ und „Hunkpapa“ auf dem Gelände der zuletzt Genannten. Es wurde eines der größten in der langen Geschichte des „lndian-Councils“ in Deutschland mit ca. 1.500 Teilnehmern. Trotz des hierfür erforderlichen erheblichen Arbeits- und Zeitaufwandes wurde der Aufbau der „Hammer-Ranch“ mit der Erstellung eines großen Stallgebäudes mit Sattelkammer 1972 abgeschlossen. Mit der Anschaffung von Pferden wurden neben den Freuden auch die damit verbundenen Schwierigkeiten deutlich. Im Verein entstand Unruhe, die bis hin zur Uneinigkeit führte. Dieser Versuch erwies sich als Fehlschlag.
Daß große Ereignisse ihre Schatten voraus werfen, wurde uns am 1. Dezember 1973 in schmerzlicher Weise vor Augen geführt. Von der Stadtverwaltung erhielten wir die Mitteilung, daß das Clubgelände bis 1980 als Industriegebiet erschlossen werden sollte. Dies bedeutete, das gerade vollendete Werk aufzugeben und einen neuen Anfang zu machen. Ein neues Gelände wurde gesucht und gefunden. Zu Beginn 1974 hatten wir die Pachtverträge in den Händen. Trotzdem hatten wir die schwärzeste Stunde in der Vereinsgeschichte zu durchstehen. Von Januar bis Ende April 1974 erklärten sieben Mitglieder ihren Austritt aus dem Verein, aus den verschiedensten Gründen; unter anderem scheute man die Mühen eines neuen Anfangs. Mit einem etwas bitteren Beigeschmack kommt man an dieser Stelle nicht umhin, ein altes Sprichwort zu zitieren: ,,Arbeit adelt, hinterläßt aber Schwielen“.
Trotz dieses Tiefpunktes wurde mit den Verbleibenden mit dem Bau der neuen Ranch begonnen. Im Februar 1974 wurde das gepachtete Gelände am Seckbacher Ried gerodet und baureif gemacht. Der erste Spatenstich erfolgte im Mai 1974. Die Fertigstellung des Rohbaus wurde im Spätherbst 1974 gefeiert. Zum Jahreswechsel konnte das Dach aufgelegt werden. Im Frühjahr 1975 wurde mit der Errichtung des Küchenanbaus begonnen, welcher bis zum Sommer 1975 im Rohbau fertiggestellt war. Circa sechs Wochen nach Beginn waren die Stromverlegungsarbeiten beendet. Bis zum Spätherbst 1975 waren die Baulichkeiten so weit gediehen, daß diese eingemessen und bauamtlich abgenommen werden konnten.
Unser Richtfestspruch:
Der Bau dieses schönen Ranch-Saloon
war viel Arbeit und wenig Lohn.
Trotz mauern, graben, betonieren,
ließ uns nicht den Mut verlieren.
Auch wenn man hat uns hier beklaut,
hat jeder kräftig mitgebaut.
Dies Haus soll lange Jahre steh’n,
weil dort die Feste werden schön.
Das Haus soll heißen Hammer-Ranch,
wo ein- und ausgeht mancher Mensch.
Uns bleibt trotz allem noch ein Trost:
zum Saufen haben wir – na dann Prost!
Dieses für unsere Verhältnisse große und finanziell erhebliche Projekt konnte nur deshalb in Angriff genommen werden, weil freizeitliche und finanzielle Opferbereitschaft sowie Spenden von innen und von außen vorhanden waren. Ohne all diese Unterstützungen wäre die Verwirklichung dieses Projekts, dessen Herstellungswert sich auf ca. 90.000 DM belief, nicht möglich gewesen. Von 1976-1980 wurde die Werkstatt mit darüberliegendem Schlafhaus sowie das Bunkhaus für Gäste errichtet.
Hobbyveranstaltungen gab es auch, z.B. der Berggeistertanz der Apachen zum Council 1976 in Köln, an dem der ganze Verein mit Freunden zum Gelingen beitrug. Ein weiterer Höhepunkt unseres Vereinslebens im Jahr 1978 war die Aufstellung einer Roger’s-Rangers-Einheit (aus dem Jahre 1758), bestehend aus 16 männlichen und 12 weiblichen Mitgliedern.
Der Beginn des Jahres 1981 war kein guter: Unerwartet wurde Willy, unser langjähriger 1. Vorsitzender, Freund und Gründungsmitglied, durch ein Herzversagen aus unserer Mitte gerissen. Durch die
große Teilnahme an den Beerdigungsfeierlichkeiten konnte man ermessen, wie gern gesehen unser „Mangas“ überall war.
In den folgenden Jahren wurden Erhaltungsarbeiten notwendig. Natürlich gab es auch bauliche Neuerungen; dazu zählt das Sheriff Office, die Wagenremise und ein Palisadenzaun, der einen Teil der Ranch umgibt. Hiermit sei bemerkt, daß die gesamte Palisade ein Geschenk des Hunkpapa-Clubs war.
Eine Zeile für sich soll „Pedro“ mit seinen elf Mädels sein. Ende 1987 errichteten wir ein Hühnerhaus (nicht das bekannte texanische), in das der Gockel mit seinem Harem einzog.
In den Jahren 1988 und 1989 war es möglich, Grundstücke, die uns angeboten wurden, zu erwerben. Das ging natürlich nur durch großzügige Spenden der Vereinsmitglieder. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß es auch in unserem Verein Leute gab, die das Vereinsleben suchten, fanden, uns aber wieder verließen, nachdem sie festgestellt hatten, daß dieses Hobby auch mit körperlicher Arbeit verbunden ist.
Anfang des Jahres 1990 bekamen wir eine komplette Schmiede nebst Zubehör geschenkt. Da nach Meinung des Hufschmiedes Benjamin H. Huf das Schmieden im Freien ungesund ist, kamen wir überein, dem Meister ein Dach über die Esse zu bauen. Pling, pling, pling, jetzt haut der Meister kräftig hin.
Mitte 1990 wurde mit dem Bau des berüchtigten Mexikaner-Hauses begonnen. Nach anfänglicher Euphorie, die sehr schnell nachließ, bauten die restlichen Mitglieder weiter und erstellten das Haus im Rohbau.
Das Jahr 1990 hatte für unseren Verein nicht nur angenehme Zeiten. Nach langer Krankheit verstarb unser Ehrenmitglied Lorenz „Esel“ Windisch im Alter von 79 Jahren. Unser Lorenz war mit seinen vielseitigen handwerklichen Fähigkeiten beim Aufbau der Ranch beteiligt. Auch sein Thekendienst war berüchtigt, den er mit seiner Partnerin 24 Stunden locker durchhielt.
Weiterhin war das Jahr 1990 ein wichtiges, weil schon erste Vorbereitungen für die Feier zum 25 jährigen Bestehen des Vereins getroffen wurden.
Seit 1991 wurde viel für die Instandhaltung der bestehenden Gebäude getan. Es entstanden aber auch noch zwei Holzhütten, eine kleine Grillküche sowie ein Unterstelldach für unsere Kutschen und Wagen. 2001 wurde ein indianischer Gemüsegarten angelegt. 2004 haben wir eine Handelsstation im Stil des 18. Jahrhunderts gebaut, die zwei weitere Schlafplätze für Gäste beherbergt. 2005 wurde ein zweiter überdachter Außentresenbereich, der den Saloon „Marie-Louise“ und einen Abstellraum enthält, errichtet. 2006 kam ein Barber Shop dazu, in dem sich unsere Damen und Herren verschönern lassen können.
Heute haben wir auf unserem ca. 17.000 qm großen Vereinsgelände ein Clubhaus, eine neue Handelsstation, eine Küche, eine zweistöckige Scheune, in der u.a. eine große Werkstatt untergebracht ist sowie zwei Remisen, zwei Außentresen, einen Außengrill, zwei offene Feuerstellen und die alte Handelsstation, weiter eine Schmiede, eine Gärtnerei, ein Holzlager, eine zweite Werkstatt, ein Bettenhaus und Schlafräume für die aktiven Mitglieder. Außerdem ein Gefängnis, einen indianischen Gemüsegarten und einen ,,Stiefelhügel“. Im Vereinsbesitz befinden sich zwei Kutschen, zwei Schlitten, ein Leiterwagen, ein Küchenwagen (,,Chuck-Wagon“) und eine Kanone mit Lafette sowie eine ganze Reihe alter landwirtschaftlicher Geräte.
Regelmäßig vom Verein organisierte Veranstaltungen sind der Ostertauschmarkt am Ostersamstag, das „Trail Over“ am ersten Wochenende im Juli, der Tag der Offenen Tür am 2. Samstag im August und das Freundschaftstreffen mit dem Cowboy-Club „Wyomings“ in Frankfurt (jährlich alternierend bei den Wyomings und bei uns). Weiterhin nehmen wir regelmäßig am Faschingsumzug in Maintal-Dörnigheim und am Festumzug in Bornheim teil.
Seit November 2005 organisiert der Verein einen traditionellen Westernball als Dankeschön an unsere Frauen.
Wir wollen hier all denen Dank sagen, die uns in den vergangenen Jahren
ihre Freundschaft bewiesen haben und durch
zahlreiche Hilfeleistungen zum Bestehen des Vereins mit beigetragen haben.